Prinzipien der Osteopathie

Selbstregulation

Wenn Still von Selbstheilung oder „Selbstregulation“ sprach, verwendete er auch den Begriff von der „Apotheke Gottes“. Dahinter steckt die Vorstellung, dass der Schöpfer den Menschen so geschaffen hat, dass er ohne äußeres Dazutun funktionieren kann. Er kann sich gegen externe wie interne Krankheitsursachen zur Wehr setzen. Voraussetzung dafür ist jedoch die optimale Funktion aller Körpersysteme. Im Falle von Krankheiten ist es die Aufgabe des Osteopathen, herauszufinden, warum die Abwehrmechanismen versagt haben.

Ganzheit: die Person als Einheit

Wenn Still vom Menschen sprach, sprach er von „Mind, Matter and Motion“ – frei übersetzt von „Körper, Seele und Geist“. Die optimale Funktion eines jeden Systems hängt dabei von der guten Funktion aller anderen Systeme ab. Eine besondere Stellung innerhalb der Körpersysteme nimmt das sog. „myofasziale System“ ein. Es verbindet als Bindegewebe alle Systeme miteinander und gibt Organen, Muskeln und Knochen Form und Halt. Physische und psychische Traumata spiegeln sich in faszialen Spannungen wider. Still nannte aus diesem Grund die Faszien auch „die Jagdgründe des Osteopathen“.

Die Wechselbeziehung zwischen Funktion und Struktur

Struktur und Funktion bedingen sich gegenseitig. So lange eine Struktur – wie ein Organ, Muskel oder Nerv – ihre normale Funktion wahrnehmen kann, kommt es nicht zu Störungen. Am Beispiel eines Gelenks kann man das gut veranschaulichen: Ein intaktes Gelenk ermöglicht feine, harmonische und schmerzfreie Bewegungen. Gleichzeitig sind genau diese Bewegungen Voraussetzung für den Erhalt des Gelenkapparates. Bewegungsstörungen im weitesten Sinne des Wortes sind die Ursachen für Dysfunktionen und Krankheiten und sind demzufolge zu behandeln.